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Kunstverkauf bei Kupper Modern
8 lithografierte Strafbefehle einer geflüchteten Person
Alle Gewinne werden an die Person weiter gegeben.

Freitag 7. Juni 2024
Beginn um 18:00 Uhr
Anschliessend Bar und Musik

Leben mit CHF 8.50

Ein Mitglied mit Fluchterfahrung aus dem Club La Fafa (franz. umgangssprachlich für 'die Familie') reichte zwei Mal ein Asylgesuch in der Schweiz ein und wurde zwei Mal abgewiesen. Daraufhin folgte der Status eines Sans Papiers und in weiterer Folge die Entscheidung die Schweiz zu verlassen.

Während der Wartezeit bis zum ersten Bescheid lebte die Person, wie alle anderen Asylbewerber:innen in prekären Verhältnissen, und nach dem ersten negativen Bescheid noch mit CHF 8.50 pro Tag. Es kam zu geringfügigen Delikten (Schwarzfahren, Diebstahl von Lebensmitteln, …) worauf die daraus folgenden Bussen nicht bezahlt werden konnten und mit Ersatzfreiheitsstrafen vollzogen wurden. Eine nicht enden wollende Spirale aus Gefängnisaufenthalten setzte sich in Gang.

Raphael Perret (Club La Fafa), hat acht Strafbefehle in der Steindruckerei Thomi Wolfensberger in einer Auflage von 3 Ex. + 1AP auf Büttenpapier lithografiert und mit Auszügen der Fakten-Statements in Gold beflockt. Nun werden sie als Originale zum Verkauf angeboten. Der Netto-Erlös wird als Startkapital dem anonym bleibenden Vereinsmitglied bedingungslos weitergegeben.

Während der Wartezeit auf die Asylurteile sind die Bewerber:innen massiv in ihrem Handlungs- und Bewegungsraum eingeschränkt. Die Gefahr von psychischen Erkrankungen und einer Retraumatisierung ist gross. Wer sich in der Zeit etwas zu Schulden kommen lässt, und sei das bloss Schwarzfahren wegen dem knappen Geld, hat ohne Hilfe von aussen kaum eine Chance, aus dem Kreislauf aus Strafen herauszukommen, geschweige denn einen positiven Asylbescheid zu erhalten.

Die Klassenjustiz bekommt im Asylkontext nochmals eine eigene Qualität, da die betroffenen ohne soziales Netzwerk ein System navigieren müssen, das auch schon länger hier ansässige Laien schlecht verstehen. Dieses zeigt sich aber in unflexibler Härte und antwortet mit dem Strafgesetzbuch auf soziale Probleme oder selbst geschaffene Lebensbedingungen. Wer weiss schon, was es bedeutet ohne Geld in der Schweiz zu leben? Was bedeutet es, wenn Bagatelldelikte mit Tagen und Wochen im Gefängnis geahndet werden und gleichzeitig Milliarden versenkt werden und die Verantwortlichen nicht nur straffrei bleiben, sondern zusätzlich belohnt werden?

Wer sein Land verlässt, tut dies nicht ohne Grund. Welche Kriterien in der Anwendung des Asylgesetzes für die Behörden im Ankunftsland eine Rolle spielen, also nicht das Gesetz selber, sondern Faktoren wie die regionale Herkunft etc., spielen im Moment der Ausreise keine Rolle. Auch wenn das Leben in Europa anstrengend ist, es bietet immer noch mehr Schutz, Hoffnung und Chancen als die Situation im Herkunftsland.

In dieser Arbeit geht es um eine Person, die wir im Kleinen unterstützen wollen. Es geht nicht um einen systematischen Weltentwurf. Wir bringen Verständnis für die Lebensumstände auf und erkennen uns als Menschen wieder, die jederzeit in eine Situation kommen können, in der wir Hilfe und ein Netzwerk benötigen. In vollem Wissen über die Delikte schaffen wir einen Raum der Utopie und überwinden allenfalls vorhandene, kleinteilige Moralvorstellungen — ein Blick in die Geschichtsbücher über die letzten paar hundert Jahre und den Wirtschaftsteil einer aktuellen Tageszeitung sollte ausreichen, um die grösseren Zusammenhänge zu verstehen. Wir unterstützen die Person trotzdem und anerkennen sie als mündig, um über die Verwendung des Erlöses selbst bestimmen zu können.

Der Verkauf der Lithografien erfolgt im Zusammenhang mit der 2025 kommenden Ausstellung einzelner Mitglieder:innen des Club La Fafa und Raphael Perret bei Kupper Modern.

Leben mit 8.50 CHF

Edition
8 Lithografien ab Aluminium
2-farbig, Schwarz und Gold handbeflockt
Rives Büttenpapier 300gm2, handgerissen

3 Ex. + 1AP
gerahmt: 357x480mm
ungerahmt: 297x420mm

Verkaufspreise
Lithografie gerahmt: 1’325.– CHF (Rahmung: 225.– CHF)
ungerahmt: 1’100.– CHF

Produktionskosten
Lithografie: 1’621.50 CHF
Rahmen: 1’847.45 CHF
Total: 3’767.44 CHF

Kalkulation:
Die Kostendeckung erfolgt nach 3 verkauften gerahmten Lithografien. Alle weiteren Einnahmen gehen an das anonym bleibende Vereinsmitglied.

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HALLE K wurde 1984 in der leerstehenden Fabrikhalle "K" der SUN in Bürglen (TG) gegründet. Marcel Hollenstein mit überfliessenden Texten am Mikrofon und Karl Steffen mit schrägen Projektionen führen das Projekt seit damals weiter. HALLE K inszeniert in wechselnder Besetzung live Auftritte in denen Performance, Aktionen, Projektionen, Licht und Feuer eine ebenso wichtige Rolle spielen wie Gesang, Tonband, Synthesizer, selbstgebastelte Noise-Instrumente und Gitarre. Seit 1991 legt Mario Marchisella mit dem Schlagbass und dem Octapad die Rhythmen aus und Holger Walther und Hannes Bissegger verdichten mit Geräuschen, Riffs und schillernden Effekten auf der Gitarre die aus Bild und Text heraufbeschworene Atmosphäre. Michele Elsener übersetzt auf Hellraum-Projektoren die momentane Stimmung in wandfüllende Zeichnungen. Kishana Kinashi und Gilliana Steffen erforschen mit ihrer Performance, integriert ins Halle K Konzert, den Identitätsbegriff mit einer Aktion.
Mehr Informationen und Videos sind unter www.hallek.org zu finden.

Die Halle K Performance wird unterstützt durch:
Kulturstiftung des Kantons Thurgau, Lienhard-Stiftung, TKB Jubiläums-Stiftung,
Heinrich Mezger-Stiftung, Gitta Herfort Stiftung und Pop-Kredit Stadt Zürich.

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